Der Rückflug war inklusive der Umsteigepause in Hanoi sehr lang und wir sind froh wieder zu Hause zu sein. Schon im Flieger haben wir uns über die schöne Aussicht auf die verschneiten Alpen und das Alpenvorland sehr gefreut.
Die Fahrt mit der S-Bahn nach Holzkirchen, durch grüne und blühende Landschaft mit blauem Himmel und Sonne, das hat uns in Vietnam oft gefehlt.
Da ist es Zeit ein Resume zu ziehen und einige warten schon sehnsüchtig darauf. Dafür habe ich mir aber noch ein bisschen Zeit gelassen, um die ganzen Eindrücke sacken zu lassen und erst einmal der großen Zahl von Fotos Herr zu werden.
Die Reise war sehr spannend. Wir haben viel gesehen und gelernt. Die Geschichte von Vietnam ist über eine sehr lange Zeit von Kriegen geprägt worden. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sie heute versuchen eine möglichst neutrale Postion gegenüber anderen Völkern zu wahren. Mit China als direktem Nachbarn und Konkurrent im Ansiedeln von westlich orientierten Firmen und der USA, die gerade in diesen Tagen die höchsten Zölle gegen Vietnam verhängt haben, wird das sicherlich immer schwieriger.
Der Kommunismus ist an jeder Straßenecke zu spüren. Überall hängen Tafeln mit Motivationssprüchen, Hammer & Sichel und Bildern von Gemeinschaften. Allerdings spielt das nur in der Politik eine Rolle, die Wirtschaft wurde völlig umgestellt. Sie haben leidvoll gelernt, dass der Kommunismus bei Bauern und Arbeitern nicht funktioniert. Heute kann jeder sein Geschäft betreiben wie er möchte und es gibt wohl nur wenige Auflagen.
Vietnam hat viele Minderheiten, die auch eigene Sprachen sprechen. Alle Führer haben uns vermittelt, dass sie einen großen Nationalstolz haben und daran glauben, dass sie alle ursprünglich von einer großen Ur-Familie abstammen und deshalb auch einen hohen Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft haben.
Am faszinierendsten für mich waren die unterschiedlichen Landschaften, die wir gesehen und erwandert haben. Die Karstberge sowohl an Land als auch im Meer üben einen besonderen Reiz aus. Die Reisterrassen in den Bergen bilden eine völlig ungewohnte fotogene Landschaftsform, die wir sicherlich nicht vergessen werden. Die Flüsse durch die Berglandschaften und Höhlen waren eine tolle Erfahrung.
Die Führer die wir hatten, haben kein besonders gutes Englisch gesprochen. Insbesondere die Aussprache war manchmal eine echte Challenge. Die meisten haben uns erzählt, dass sie in der Schule ganz wenig Englisch gelernt haben. Sie haben sich ihr Englisch durch „Learning by Doing“ erarbeitet. Man spürt ihren Ehrgeiz, dass man sich mit gutem Wissen und KnowHow ein besseres Leben leisten kann.
Allerdings gibt es auch Dinge die mir/uns nicht so gut gefallen haben. Ein bisschen mag das auch dadurch beeinflußt sein, dass wir mit dem Wetter etwas Pech hatten. Am Anfang war es insbesondere in den Bergen sehr kalt und insgesamt oft bewölkt oder diesig. Wir haben die Sonne nicht oft gesehen. Das lag zum einen am Wetter, aber auch an der schlechten Luft. Das Tragen von Atemmasken gehört zum üblichen Bild bei den Mopedfahrern und das nicht nur in der Stadt sondern auch auf dem Land.
Vietnam hat ein Müllproblem. Es ist unglaublich, wieviel Schmutz und Abfall überall herumliegt. Dies ist auf dem Land schlimmer als in der Stadt. Die Vietnamesen achten bei bestimmten Dingen super genau auf Sauberkeit und Ordnung. Niemand betritt ein Haus mit Straßenschuhen, sie liegen immer vor dem Eingang, Im Reisebus werden keine Schuhe getragen, sondern vor dem Bus ausgezogen und in Plastiktüten verpackt. Die Felder sind „klinisch“ sauber und exakt ausgerichtet. Aber trotzdem gibt es überall Abfall und insbesondere Plastik.
Ich habe den Eindruck, dass Naturschutz in Vietnam eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Alles wird der Produktion von Nahrungsmitteln und sonstigen Gütern untergeordnet. Die Landschaft wird rücksichtslos umgebaut, die Tiere werden in erbärmlichen Verhältnissen gehalten. Die Wälder sind soweit abgeholzt worden, dass man entschieden hat, dass Holz aus natürlichen Wäldern für industrielle Zwecke nicht mehr genutzt werden darf. Auf der anderen Seite wird viel in Tourismus investiert. Da haben sie große Hoffnung, dass es dem Land und den Leuten gut tun wird. Aber wenn die Landschaften und Gewässer vermüllt sind und die Temperaturen im Sommer auf über 40° steigen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass dies für Touristen attraktiv sein wird.
Trotzdem hat mir die Reise insgesamt gut gefallen und ich möchte die Erfahrung nicht missen. Ich glaube, ich schätze manche Dinge hier, die ich bisher für selbstverständlich gehalten habe, ganz neu ein.
Liebe Anna, lieber Jochen wir haben uns über die Einladung zur Reise nach Vietnam sehr gefreut und die gemeinsame Zeit in Vietnam genossen.